Mittwoch, 26. Oktober 2016

Europa und die bösen Wölfe

Eigentlich kam Zeus in der Gestalt eines Stieres zur schönen Europa.
Aber das ist ein Märchen. Und schon lange her.
Jetzt steht Kanada vor der Tür.
Elch? Bär? Wolf?
Und Kanada - bzw. die kanadische Regierung wirbt nicht. Sie fordert. Sie wütet. Schmollt.
Ceta, das Freihandelsabkommen,
Europa ziert sich.
Nicht Brüssel. Millionen Bürger. Und ein einzelnes, nationales Parlament.
Ich bin kein Ceta Fan und trotzdem feiere ich nicht Verzögerung. Denn ein Freihandelsabkommen ist grundsätzlich nichts Schlechtes.
Aber:
Zu viel läuft schief.
Warum ist die europäische Gemeinschaft nicht fähig auf die Sorgen und Befürchtungen seiner Bürger einzugehen?
Daraufhin seine Forderungen aufzubauen?
Es ist bei weitem nicht nur die - zugebebenermaßen etwas schrullige Musiklehrerin - sondern auch Stimmen aus der Wirtschaft ( Ökonomen und nicht Kneipisten) warnen. Verbrauchersschützer gehen auf die Barrikaden.
Es geht nicht darum den Deal an sich zu verhindern, es geht darum wie das Ganze über die Bühne geht/gehen soll.
Momentan kommt es mir so als würde Europa wie die berühmte Sau durch das Dorf getrieben.

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In düsteren Zukunftsvisionen wird die Welt von Konzernen regiert. Ceta räumt Konzernen sehr viel Macht ein. Während Regierungen für das Wohl der Bürger sorgen (sollen), so ist das Ziel von Konzernen der Gewinn.
Alles läuft auf den maximalen Kapitalismus hinaus.
Arbeiter, Verbraucherschutz, Naturschutz - haben die da noch wirklich Platz?
Wenn man sich Großkonzerne wie Nestlé ansieht, dann können einem schon Zweifel kommen: Man sehe sich nur deren Geschäft mit Trinkwasser an. Und wenn ein Nestlé Manager sagt, dass der Zugang zu sauberen Wasser KEIN Menschenrecht sei, dann kann man mehr als nur Zweifel haben wohin die Reise gehen soll - wenn es nach den Konzernen geht.

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Umweltschutz: Wer denkt in Kanada sei alles Gold sehe sich nur mal die Erdölgewinnung durch den Ölsand an.....

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Die Auseinandersetzung der Europäer mit Ceta entscheidet mehr als nur den Abschluss eines Abkommens - es entscheidet darüber wohin die EU gehen wird,
In Bezug auf das Miteinander und die Demokratie.

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In Griechenland wurde die Wasserversorgung privatisiert. Der Ausverkauf läuft schon länger. Und es ist kein Ende abzusehen.

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In Afrika wurde den Einheimischen der Zugang zu Quellwasser abgeschnitten. Ihr Wasser wird jetzt in Trinkflaschen abgefüllt und teuer verkauft.
Gerecht?
Mexiko hat ein Freihandelsabkommen mit der USA - die anfängliche Begeisterung der Mexikaner hat sich gelegt, die Hoffnungen haben sich zerschlagen.
Teile Afrikas haben ein Feihandelsabkommen mit Europa. Ob die Afrikaner begeistert sind?
http://www.swr.de/report/ruecksichtsloses-abkommen-wie-die-eu-ihre-wirtschaftlichen-interessen-gegenueber-afrika-durchsetzt/-/id=233454/did=14245872/nid=233454/qzsp1f/

Es hat den Anschein, dass die Freihandelsabkommen immer auf der Seite des Stärkeren - oder der Großkonzerne - Begeisterungsstürme veranlasst, aber der Schwächere Partner -bzw. die Kleinen den Kürzeren ziehen.

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Soziale Marktwirtschaft? Das Wohl aller?
Oder auch hier:

Alle sind gleich. Manche sind gleicher?

Links:
http://www.rp-online.de/wirtschaft/pro-und-contra-ceta-so-argumentieren-die-beiden-lager-aid-1.6280239
http://trade.ec.europa.eu/doclib/docs/2015/february/tradoc_153081.pdf
http://www.attac.de/kampagnen/freihandelsfalle-ttip/hintergrund/ceta/
https://aktion.bund.net/ceta-werden-wir-verhindern?gclid=Cj0KEQjwqMHABRDVl6_hqKGDyNIBEiQAN-O9hOkV9Lk1Lx3PGJJOl2NFbllsmABOZ-_IaWB9Eq_JZaQaAsL18P8HAQ


Sonntag, 2. Oktober 2016

Tag der deutschen Einheit

Als es geschah lebte ich in einem Wohnheim, 12 qm Zimmer, zu acht je eine Dusche, eine Toilette, eine Küche, ein 5 l Kühlfach und ein Fach im Küchenschrank. Die letzteren beiden abschließbar.
Was allerdings selten nötig war.
Ich war Anfang/Mitte zwanzig, hatte wenig Geld, aber eine wild bewegte Zeit.
Wir - ein paar Mädels aus dem Wohnheim und ich - saßen auf dem Flachdach, an einem Spätsommertag, genossen den warmen Tag und diskutierten was da auf uns zu kam.
Die Wellen schlugen hoch damals. Wir bekamen mit, wie viele DDR Bürger in Ungarn in die Vertretung der BRD Zuflucht suchten, wie die Montagdemos immer mehr Zulauf bekamen.
Wir beobachteten das alles nicht nur freudig. Nun ja, ein Teil von meinem Bekanntenkreis schon. Ich eher weniger.
Was mich nachdenklich machte war nicht der Freiheitswunsch *der da drüben*. Was mir so aufstieß war: das sollte etwas so schnell zusammengeführt werden was 40 Jahre unter ganz verschiedenen Bedingungen gelebt hatte.
Ganze Generationen hatten in verschiedenen Systeme gelebt und überlebt.

Meine Idee war - *denen* eine eigene Nation zu geben, sie zu unterstützen, eine Demokratie wachsen zu lassen.
Was passierte war eine *Übernahme*, der ehemaligen DDR wurde das Gewand der BRD übergestülpt, die letzten, gut funktionierenden Firmen verschachert, Milliarden wurden in die *neuen Bundesländer* gepumpt und manche - damals noch D-Mark - versickerte irgendwo.
Ehemalige SED Mitglieder suchten ihr Heil in den bundesdeutschen Altparteien, vor allem die CDU erwies sich als kleiner, alles aufsaugender Schwamm.
Wir machten unsere persönliche Erfahrungen und manchmal war ich richtiggehend geschockt über die Denkweise und das Anspruchsdenken der *Neuen*.
Während ich für meine Ausbildung gezahlt hatte, nebenher jobbte, eine 50 Stundenwoche (Studium und Arbeiten, OHNE lernen) kannte, ständig pleite war, aber meinen Spaß am Leben hatte so lernte ich bei vielen (aber nicht bei allen) vor allem eines kennen: Nehmerqualitäten.
Es bildeten sich - nicht nur bei mir - Vorbehalten.
Und doch: in der Zwischenzeit kenne ich eben auch viele Gegenbeispiele - tolle Menschen, in allen Bereichen des Lebens und ich begriff:

Jeder Mensch ist einzeln zu betrachten.

Das gilt ja nicht nur für uns *Deutsche*, sondern für jeden Menschen auf der Welt.

Aus der heutigen Zeit betrachtet erklärt sich vieles was nach der *Wiedervereinigung* geschah. Die ersten Pogrome (unter anderem in Hoyerswerda) und die Republik schrak hoch. Heute ist es fast an der Tagesordnung.
Als Westdeutsche war ich damals entsetzt und schüttle auch heute noch den Kopf, auch wenn es in der Zwischenzeit ein bundesweites Problem ist.
Was damals noch erschreckte ist heute Alltag.
Die Nation rückte nach rechts.
Alltagsrassismus und Ausländerfeindlichkeit sind in der *Mitte* der Gesellschaft angekommen. Vielleicht waren sie nie verschwunden, aber durch den Geschichts- und den Gemeinschaftskundunterricht im Westen der Republik VOR dem Mauerfall waren bestimmte Regeln in den Köpfen der Menschen präsent. Und es war gut so.
Anders in der DDR - Vergangenheitsbewältigung war hier anders - nach der Übernahme durch die Russen und dem Sozialismus war der Nationalsozialismus *besiegt*.
Geschichtsbewältigung, Aufarbeitung der Geschehnisse? Fehlanzeige.

Es geht nicht um Schuldgefühle für Vergangenes. Wir sind nicht für die Vergangenheit und das Tun unserer Vorfahren verantwortlich, aber wir sind für das verantwortlich was jetzt geschieht.
Ich schäme mich nicht deutsch zu sein.
Ich schäme mich fremd für die Deutschen, die empathielos *Ausländer raus* schreien, die sich in Selbstmitleid und Selbstgerechtigkeit wälzen, sich im Recht fühlen.
In der Zwischenzeit ist es ein Gesamtdeutsches Problem.
*Man wird ja wohl noch sagen dürfen.....,* oder *Ich bin ja kein Nazi, aber...* sind Formulierungen die mir einen Brechreiz bescheren.
Die AfD duldet Menschen wie Höcke (jemand der sich gerne einer Sprache bedient, die einen an den Propagandaminister aus der jüngeren Geschichte denken lässt), Petry (die den Begriff *völkisch* positiv besetzen möchte), Storch ( Stichwort: mit Waffengewalt die deutschen Grenzen vor Flüchtlingen schützen - auch auf Frauen schießen), in ihren Reihen, aber auch Holocaustleugner, und beschwert sich als rechtsradikal bezeichnet zu werden.
Und ein Viertel der Wähler findet das auch noch gut. Und bei weitem nicht nur *Ossis*.

Es gibt Probleme. Durch die Situation in Syrien. Wenn sich Millionen Menschen auf die Flucht begeben und eine Zuflucht suchen ist es normal, dass nicht alles reibungslos statt findet. Es sind ja nicht nur Syrer, die vor dem Krieg fliehen. Es kommen Menschen aus Afrika, die vor Hunger und Not fliehen, Afghanen fliehen vor der ungewissen Zukunft.
Wir sitzen auf unserer Insel der Glückseligkeit. Und manche von uns würden gerne die Schiffbrüchigen einfach absaufen lassen.

Wirtschaftsflüchtlinge sind nicht erwünscht. Am 09.11.1989 strömten tausende Wirtschaftsflüchtlinge aus der DDR in die BRD.
1990 kam es zur Wiedervereinigung.

03.10.2016
Heute ist der Nationalfeiertag der Deutschen, 
der Tag der deutschen Einheit.
Ein Tag der Freude?
Jedenfalls ein Tag der zum Nachdenken anregt.

Sonntag, 28. August 2016

Gleichberechtigung - Zwischen Burka und Gina-Lisa, Sonntagsgedanken 28.08.2016

...scheint gerade das Anliegen vieler frauenbewegter Männer zu sein.
Scheint.
Es hat den Anschein.
Es ist Trug.

Die Burka/Burkini-Diskussion hat nach dem Vorfall an einem französischen Strand neuen Auftrieb bekommen.
Zu Recht.
Aber nicht so wie viele Männer und manche Frauen jetzt denken mögen.

Man stelle sich einmal folgende Situation vor:
Eine Frau wird von mehreren, bewaffneten Männer dazu gezwungen sich zu entkleiden.
Und diesmal handelt es sich nicht um eine Kopfbedeckung, einen Nihab oder einen Burkini.
Der Aufschrei würde nicht lange auf sich warten lassen.
Vor allem wenn es vier bärtige Männer moslemischen Glaubens gewesen wären.
So handelte es sich um eine moslemische Frau die von vier Männern an einem öffentlichen Strand zwangen sich *anzupassen*.


Dabei ist es in manchen Staaten der USA nicht erlaubt zuviel vom Po zu zeigen - da stehen dann auch plötzlich uniformierte Männer vor einem, die einen zwingen etwas anzuziehen.

Paradox?
Nein!

Hier wird ein Stellvertreterkrieg auf dem Rücken der Frauen ausgetragen.
Zuwenig an? Schlampe!
Zuviel an? Islamistin!

Quatsch!
Als Rothaarige bin ich es gewohnt in südlichen Ländern mit einem T-Shirt ins Wasser zu gehen - oder einen fiesen Sonnenbrand zu riskieren. Werde ich jetzt auch gezwungen meinen Mobby Dick Körper *frei* zu machen?
Ist das Freiheit?
Nein.
Es ist Zwang. Mit Zwang kann man keine Freiheit erreichen.

Ich finde den Nihab kacke. Ich finde die Burka unerträglich. Ich finde es unsäglich, dass irgendwelche Männer sich erdreisten Frauen zu sagen wie sich anzuziehen haben.
Das hat nichts mit Freiheit zu tun.

Das Freiheit ein zweischneidiges Schwert ist erleben wir *westliche* Frauen jeden Tag.
Sieht man gerade *wunderbar* am Fall Lohfink.
Nein, ich weiß nicht, ob es sich um eine Vergewaltigung handelte. Alleine die Tatsache, dass sich ein paar *mutige* Männer über eine besoffene Frau hermachen (ob das jetzt einvernehmlich was oder nicht ist nicht von Interesse - ein besoffener Autofahrer ist ja auch *schuld vermindert*), es filmen - ins Netz stellen, reicht mir.
Diese Frau wurde geschädigt.

Sie wurde verurteilt - wahrscheinlich zurecht, nach der Gesetzeslage - wegen Verleumdung. Sie darf nicht mehr behaupten, dass die Männer sie vergewaltigt hätten.
Mag sein, dass es einvernehmlicher Sex war, aber ihrer Seele wurde Gewalt angetan.
Und dann die Häme.
*Dreckschlampe* las ich, sie sei die Täterin, nicht das Opfer.

Wirklich?
Wird einer Frau mit dicken Brüsten, aufgespritzten Lippen, die gerne feiert, so etwas angetan nehmen sich viele das Recht heraus, sie mit Häme und Beleidigungen zu überziehen.
Hätte sie da nicht lieber einen Nihab anhaben sollen?
Keinen Alkohol trinken?
Sich zuhause einzuschließen?
Hätte sie eine *anständige* Bluse angehabt, wäre ein unbekanntes Landei gewesen, wäre betrunken mit den Typen mitgegangen - würde die Gesellschaft so über sie urteilen?

Ich bin wütend.
Ich bin seit Wochen nur noch wütend.
Seit der Sylvesternacht. Seitdem es die neue Frauenbewegung unter den deutschen Männern gibt.
Und dabei doch nur ihre Vorurteile einer anderen Religion und Kultur (Unkultur?) anheizen.
Nicht falsch verstehen: Kein Mann, egal welche Nationalität oder welchen Glaubens, hat das Recht eine Frau mit sexueller Gewalt irgendetwas anzutun. Kein Mensch hat das Recht dazu, irgen jemanden etwas anzutun.

Oder die pseudomoralinsauren Frauen, die meinen, manche Frauen hätten es nicht anders verdient, was ihnen widerfährt, weil sie schlanker, hübscher, "aufreizender" gekleidet, feierwütig sind.

Und die Typen, die denken, wir Frauen seien Freiwild, wenn wir uns etwas freier anziehen, oder wir Frauen seien lesbisch, frigide oder sonst was, weil wir nichts mit ihnen zu tun haben wollen.

Ist es denn so schwer zu kapieren?
Wir Frauen haben die gleichen Pflichten und Rechte wie Männer.

Auf dem Papier......

.....und ich wollte nie eine Emanze sein. Langsam aber sicher mutiere ich aber zur Kampfemanze.



Sonntag, 14. August 2016

Sonntagsgedanken - 14.08.2016

Die letzte Zeit höre ich immer wieder:
Die Frau wird im Koran unterdrückt.
Der Islam gibt den Frauen keinen Freiraum.
Dabei werden Vielehe, Burka und Kinderheirat angeführt. Oder dass in Saudi Arabien Frauen nicht autofahren dürfen. Oder oder oder.....
Ganz furchtbar finde ich es, dass es einige arabische Staaten gibt, in denen die Opfer sexueller Gewalt mit oder ausschließlich bestraft werden, da sie die Männer zu der Tat gebracht haben.
Ich habe bis jetzt keine Stelle im Koran entdecken können, die den Frauen das Autofahren verbietet.
Es gibt islamgeprägte Länder in denen Frauen einen festen Platz in der Gesellschaft haben: Oman.
Es ist nicht der Glaube der die Frauen Unterdrückt. Es sind Männer.
Und diese Männer nutzen Regelwerke um die Unterdrückung zu begründen.
Der Islam ist nicht die Ursache. Er ist Mittel zum Zweck. Und er kann so oder so ausgelegt werden.
Es gibt genügend fundamentalistische Christen, die die Frau gern hinter dem Herd und nur noch - willig - im Ehebett sehen würden.
Das die Vergewaltigung in der Ehe erst in den 90igern unter Strafe gestellt wurde ist eine Schande. Und viele in der CDU (ja,ja diese Christen! Ironie off) waren dagegen. Übrigens auch diese unsägliche Steinberger, die sich immer wieder mit ihren fremdenfeindlichen Aussagen ins Rampenlicht rückt.

Gibt es einen aktuellen Grund hierüber nachzudenken? Ja. In der Türkei ist das Mindestalter für Sex mit Kindern gesenkt worden. Auf 12 Jahre. Es geht nicht ausschließlich um Sex Älterer mit Jüngeren. Aber in einem Land in dem es die Regierenden nicht fertig bringen die gesetzlich verbotenen Kinderehen zu verhindern ist die ein fatales Signal.  Bitte hierzu folgen Link öffnen und lesen:
http://www.mimikama.at/allgemein/tuerkei-erlaubt-geschlechtsverkehr-mit-kindern-betrachtung/

Diskriminierung von Andersdenkenden und Anderslebenden ist auch bei uns an der Tagesordnung. Nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen.
Frauen sind nicht per se unschuldig, rein und über alle Untugenden erhaben. Als Frau kann ich davon ein Lied singen. Alleine, dass man das von meinem Geschlecht erwartet fällt für mich unter den Begriff Sexismus. Und doch ist es anders. In einer männerdominierten Gesellschaft - auch wenn die mächtigste Person im Staate eine Frau ist - in einer Gesellschaft, die ihre Wurzel im Patriarchat hat sind Wörter wie Gleichberechtigung schnell geschrieben, werden aber meist nicht wirklich (und schon gar nicht zu 100%) gelebt.

Übrigens für alle Genderfreaks und damit meine ich beide verbissene Seiten):

Gleichberechtigung bedeutet nicht automatisch Gleichheit im Sein, sondern gleiche Rechte und Pflichten vor dem Gesetz.

Männer, Macht und Fantasien:
Sexismus ist eine Seuche, die immer vorhanden war. Und wahrscheinlich auch nicht auszurotten ist.
Die etwas lächerliche Form, das Dizzen, ist schon schlimm genug, typisches Beispiel: Frauen können nicht einparken, aber was gerade wieder in den sozialen Netzwerken abgeht sucht seinesgleichen.
Man pickt sich eine *Schwachstelle* heraus und nutzt sie als Waffe (Argument):
*Mal sehen ob du immer noch so moslemfreundlich redest, wenn dann mal so eine Horde dich vergewaltigt hat. Solche Tussen wie dir muss man ja so was ja wünschen!*

Danach kommt meist noch der Hinweis, die Frau sei *grün-rot versifft*, *Dumm wie Brot*, *untervögelt*, *frustriert* , hätte vermutlich gerade ihre Menstruation, oder PMS, sei zu fett, zu hässlich, um einen Deutschen abzubekommen, hätte eine Vulva, Brüste, war gerade beim Frisör.....usw usf.
Man kann auch ein anderes Thema nehmen - irgendeines, von Auto bis Zootiere. Irgendein Diskussions*partner* findet sich immer, der auf das Geschlecht und das Aussehen der Mitdiskutantin eingeht und sie schmäht.

Als mir einmal einer schrieb, mich solle (Originalzitat) mal ein "Bimbo" solange "hernehmen" bis meine "V...." blutet, damit ich endlich kapieren würde, dass das deutsche "Volk" sich wehren müsse, blieb mir kurz die virtuelle Spucke weg.
Als ich ihm dann zurückschrieb, dass ich das "deutsche Volk" eher von solchen Männern wie ihm, aufgrund seiner Gewaltfantasien und Sprache in Gefahr sehen würde und ihn zurecht als Rassistenbezeichnete, war ich ratzfatz geblockt. Sexismus als Waffe. Den Andersdenkenden nicht argumentativ auseinander nehmen, sondern in irgendeiner Form herabwürdigen. Geht auch mit Alter (bist du dement?), Mann (immer schön mit dem Unterleib denken!), Haarfarbe (blond?) usw.
Allerdings ist das *Herumreiten* auf dem Geschlecht am beliebtesten.
Klar ist zu unterscheiden: Tatsachen. Es gibt wirklich und wahrhaftig Dinge -im körperlichen, als auch im psychischen Bereich, die NICHT geschlechtsneutral sind. Hat was mit Biologie zu tun. Hormonen etc.
Sexismus ist aber, wenn man diese Unterschiede als Argumentation benutzt, um die Aussage des anderen abzuwerten. (Die hat gerade PMS und reagiert gerade über! - zieht bei mir nicht mehr, den Sch*** habe ich Göttin sei dank hinter mir).

Wieso wünscht man Frauen sexuelle Gewalt, wenn sie einen anderen Stadtpunkt vertreten?
Was ist das für ein Denken? Wieso man jemanden überhaupt Gewalt wünscht wird sich mir nie erschließen. Durch andere ausgeführt, wohlweislich.
Machtlosigkeit?
Wieso spricht man dem Gegenüber ein analytisches Denken ab, weil der entweder Möpse oder ein Gehänge hat? Oder weil er/sie lieber gleichgeschlechtliebt liebt? 

Ich nähere mich des Pudels Kern.
Egal ob es um Sexismus oder anderen, negativ besetzten Ismen geht:
Mann/Frau muss nicht gleich sein, um die gleichen Rechte zu haben.
Diese Ismen werden genutzt, um den anderen zu diskreditieren, ihn/sie gleich zu machen.
Es steckt tief in den Köpfen drin. Und es wird gelebt. Jeden Tag, immer und überall.
Auch ich bin nicht frei von den Ismen.
Aber ich stelle mich meinen Vorurteilen.
denn ich bin nicht *machtlos*, *ohnmächtig*. Ich muss den anderen nicht schmähen, wenn ich argumentieren kann. ich muss den anderen nicht klein machen, um groß zu erscheinen.

Die Männer (und Frauen) die offen sexistisch sind haben allen Anschein ein Problem. Mit sich selbst, ihrer Selbstwahrnehmung und ihrem Selbstwertgefühl.
Macht es zwar auch nicht besser, allerdings hilft es den eigenen Kopf klar zu halten und sich nicht auf diese Schiene zu begeben.

Wenn eine Frau schlecht einparken kann, dann nicht weil sie eine Frau ist, sondern schlicht und ergreifend weil sie einfach schlecht einparkt -und es nicht besser kann oder nie richtig gelernt hat.
Das gilt auch für alle anderen Bereiche.
Wenn ich einen Zementsack als Frau nicht aufheben kann, dann. ja, dann liegt es vielleicht an meiner physischen Beschaffenheit. Wobei eine Diskuswerferin mit dem Zementsack wahrscheinlich keine Schwierigkeiten haben dürfte. Aber mein früherer Kunstlehrer hätte schon beim Anblick des Zementsackes einen hysterischen Anfall bekommen.
Was würde ich tun? Nun: ein Tragebehälter organisieren und umfüllen,  oder eine Sackkarre und den Sack irgendwie darauf zerren, oder oder oder....
Es geht darum, wie man mit etwas umgeht und nicht was man ist.



Samstag, 30. Juli 2016

Unwort des Tages

Wir leben in unruhigen Zeiten.
Aber wer, wie ich, die Glückseligkeit erfährt, in einem der reichsten Länder mit den mit am höchsten Sozialstandarts zu leben, der wie ich, sich keine Sorgen machen muss jeden Tag satt zu werden, ein Dach über dem Kopf zu haben, freie medizinische Betreuung zu erhalten, trägt auch Verantwortung.
Wir die Bewohner der beschaulichen Inselchens Deutschland, der Inselgruppe Europa, wir die leben, leben, lachen können und dürfen wie und wann wir wollen - so lange es nicht gerade andere in ihren freiheitlichen Rechten stört, nehmen wir unsere Verantwortung wahr?
Selten.
Wir genießen unsere Freiheiten, wir leben unsere kleine Leben, wir nehmen es gar nicht mehr wahr wie gut es uns geht.
Klar, ist es nicht schön, wenn man von Hartz IV leben muss, und klar, auch bei uns ist nicht alles Gold was gelb ist und glänzt. Trotzdem.

Wer versteckt sich eigentlich hinter dem Wörtchen *wir*?
Wir Deutsche? Wir Europäer?
Sind wir Deutschen eine Rasse?
Schon jetzt schwillt mir der imaginäre Kamm.
Es gibt nur eine Rasse:
DER MENSCH AN SICH.

Deswegen ist das Wörtchen RASSISMUS für mich auch ein Unwort.
Und dabei ist der Rassismus alltäglich und mannigfaltiger Form zu finden.

Es regnet. Endlich strömt etwas kühlere Luft durch die weit geöffneten Fenster, die Kater belagern mein Laptop, es ist sonntäglich still - in anderthalb Stunden muss ich los - ich habe *Standdienst* bei den *Die Stadtisten* auf dem CSD Hocketse.
Ein Hocketse ist so etwas urschwäbisches Ding (Hocketse = sich treffen, hinsetzen, Trollinger schlürfen und schwätze) und es ist so stuttgarterisch-schwäbisch, dass die Schwulenbewegung ein Hocketse macht.
Wie ich vom Rassismus auf die Schwulenbewegung komme?
Weil beide den gleichen Ursprung haben.
Die einen denken, dass jeder der anders ist kacke ist. Um es mal vereinfacht auszudrücken.
Und es ist weit verbreitet.
Alltäglich.
Mal geht es um die Hautfarbe, die Figur, die ethnische Herkunft, die Heimat, die Religion.
Vorurteile sind kacke.
?
Es geht aber noch weiter. So wegen Unwort und Rassismus und warum ich dieses Wörtchen in der Zwischenzeit so nervig finde.
Heute treffen sich ziemlich viele Menschen in Köln zu einer Demonstration.
Und um einiges vorweg zu nehmen:
Auch wenn mir der Grund nicht passen mag - auch wenn es manchmal schwer fällt: Unsere (deutsche) Grundordnung lässt diese Demo zu. Meinungsfreiheit und Demonstrationsrecht sind ein verdammt hohes Gut. Wenn sich in der Ostzone dem Osten der Republik sich rechte Spacken besorgte Bürger zu den Pegidatreffen begeben warum dann nicht Erdogananhänger in Köln?

Und jetzt nähere ich mich des Pudels Kern.
Ich schrieb bewusst Erdogananhänger.
Ich weiß nicht, ob es dabei um türkischstämmige Deutsche handelt. Oder um Türken die Deutschland leben. Oder um Türken, die hier zu Gast sind.
Würde es nicht reichen zu schreiben: Zehntausende treffen sich zu einer Demo?
Aber wenn man die Schlagzeilen liest heißt es (fast) immer: Zehntausende Türken versammeln sich zu einer Pro Ego Wahn Erdogan Demo, einer AKP Demonstration.
Und in den Kommentaren der sozialen Netzwerken liest man:
*Sollen sie doch zurück in ihre Heimat*, *Was wollen die Türken eigentlich hier?*

Es geht nicht darum, dass es mir Angst macht, dass sich zehntausende Menschen in Köln treffen werden um für einen kleinen Despoten zu demonstrieren. (Na ja, klein. Der Typ tritt die Menschenrechte mit Füßen und wird dafür gefeiert).
Es geht auch nicht darum, dass ich nicht verstehe, warum sie hier demonstrieren.

Es geht darum - wie bezeichnen wir Klein Ego Wahns  Erdogans Anhänger?
Viele von ihnen leben seit vielen Jahren hier. Sind hier geboren. Haben einen deutschen Pass.
Und doch werden sie als Türken benannt. Und nennen sich teilweise selbst so. Nein, sie sollen eben nicht ihre Heimat verleugnen und wenn manche der Frauen unbedingt ein Kopftuch tragen wollen, bitte schön.

Die *scheiß Türken*. Kann man das Rassismus nennen, wenn man jemanden aufgrund seiner Herkunft benennt?
Ich hüpfe jetzt mal auf die britische Insel. Klar, wenn ich Engländer sage denken die meisten sofort an rotverbrannte, dicke Menschen, mit heller Haut und Haare, die Spanien heimsuchen. Ich manchmal auch. Denn auch ich trage Vorurteile in mir.
Und was ist mit dem Londoner, der eine dunkle Haut hat, dessen Vorfahren aus den Kronkolonien stammen, Indien, Afrika, Kanada, Australien?
Was ist mit den Schotten, den Walisern? Den Briten, deren Vorfahren aus Skandinavien oder der Nomandie stammen?
Rassismus?
Ist das Rassismus?
Handelt es sich um *Rassen*?
Als eine Bekannte nach dem Brexit schrieb: *Jetzt zeigt der hässliche Engländer endlich auch sein hässliches Inneres* schrieb ich dazu *Rassismus hat viele Gesichter* - was zu einem heftigen Streit führte.
Wer ist den dieser ominöse Engländer. Und wenn, dass müsste man Brite schreiben. Engländer sind die die in England leben. Aber da gibt es ja auch noch die anderen. Nordiren etc.
War es nun Rassismus?
Da es keine verschiedenen menschlichen Rassen gibt - kann es da Rassismus geben? Wie bezeichnet man so eine Aussage?

Unwort.
Es ist ein Unwort. Und eine Untat. Egal wie man sie bezeichnet.







Dienstag, 19. Juli 2016

Kleine Männer mit Schnauzbart und ihr Demokratieverständnis - Außer der Reihe/Sonntagsgedanken

Selten hat mich etwas so sprachlos gemacht, selten hat mich etwas so angewidert.
Der kleine Mann am Bosporus, dessen Allmachtsfantasien Wirklichkeit zu werden scheinen.

 Er war mir schon öfters aufgefallen, ich sage nur Causa Böhmermann.
Ganz ehrlich: Ich bin stolz auf Böhmermann. Nicht weil er Erdogan einen Zickenficker und Kinderschänder nannte. Denn auch Böhmermann sagte dies unter dem Vorbehalt, dass dies einen Straftatbestand erfüllt *Schmägedicht*. Aber alleine die Tatsache, dass er den kleinen Mann mit Schnauzbart fast einen Herzinfarkt bekam, weil er sich blähte, tobte und hyperventilierte war es schon Wert.
Zu diesem Zeitpunkt dachte nicht nur ich - was für ein kleiner Arsch. Mann.
Hüstel.

Viele fragten sich: wie kann man mit den einen Deal abschließen, bei dem es sich auch noch um syrische Flüchtlinge geht? Wie kann man sich von so einem kleinen Möchtegerndespoten abhängig machen? Ich persönlich nenne ihn nur noch Ego-Wahn. Passt einfach.
Auch wenn ich deswegen schon in Sozialen Netzwerken beschimpft wurde und man mir Schlimmeres androhte.
In diesen Netzwerken agiere ich mir Klarnamen, mit meinen echten. Ich lebe ja schließlich nicht in der Türkei. Ich lebe ja in Sicherheit. Noch.
Denn so wie sich manche AKP-Anhänger und Ego-Wahnfans sich hier aufführen - unter anderen die national-faschistischen "Grauen Wölfe" muss einem etwas klar machen: Erdo hat sein Netz weit gespannt. Er hat jede Menge Spitzel. Es ist fast wie zu DDR Zeiten als man nie sicher sein konnte wer ein IM ist. Es konnten Freunde, Verwandte, Kollegen sein.
Eine türkische Bekannte schrieb mir:

*Das stimmt tatsächlich die schicken sms und rufen die Leute zusammen wollte dir es schicken meine Freundin die bei Tsk gearbeitet hat bekam so eine sms aber sie hat es gelöscht ich denke da sie in Istanbul lebt und geschieden ist ist es für Ihre Sicherheit ... Es gehen auch hier kettenbriefe rum die sollen es sofort melden wenn Ihnen hier in Deutschland gülen Anhänger ( Unterstützer ) auffallen mit Telefonnummer. Ich habe ein paar infos von AKP Anhänger die melden alles einfach alles sie sind der Meinung das die Soldaten nicht gequält worden sind und das die andere Sender nur Gerüchte verbreiten und die bestraft werden müssen und das sind Leute ( Frauen ) die hier in Deutschland leben die das melden !!! Sie wollen alles vertuschen das er ja alleine an der Macht ist und seine Diktatur ausleben kann ... Der Mann Ist sehr gefährlich und seine Anhänger noch gefährlicher das hat man gesehen zu was die fähig sind. siber.onleme.arastirma@egm.gov.tr,
siber@egm.gov.tr,
siber.ankara@egm.gov.tr,

siber.istanbul@egm.gov.tr
adreslerine bağlantı adresi ve ekran görüntüsüyle bildirmelerini istendi. Facebook, Twitter, İnstagram vb. dahil tüm sosyal medya hesaplarını ekran görüntüsü ve profil linki ile birlikte şikayet ediyoruz. Einige Adressen die gemeldet werden sollen damit sie bestraft werden können*
Anmerkung: Ich werde ihre Daten hier nicht preisgeben, Vorsicht heißt die Mutter der Porzellankiste.


Und in D leben sehr viele türkisch stämmige Menschen. Zum Teil eingebürgert, zum Teil mit Arbeitserlaubnis.
Nicht alle dieser Mensche sind Erdoganfans. Ich erlebe es im Bekanntenkreis, wie sich seine Fans mit seinen Kritikern in die Wolle bekommen. Und eines kann man klar sagen. Seine Kritiker sind hier in Deutschland, in der EU angekommen. Sie schätzen ihre Grundrechte und gestehen diese ohne wenn und aber auch anderen zu. Unabhängig davon, ob sie Schiiten, Sunniten, Aleviten oder Christen sind. Gerade die Gläubigen der letzteren zwei Religionsrichtungen hätten gerade in der Türkei kein gutes Leben mehr zu erwarten.
Erdo-Wahn hat schon mit den Säuberungen begonnen und der Mob säubert mit. Der kleine Mann mit Schnauzbart hat alles im Griff. Und die erste Verhaftungswelle dürfte selbst dem Naivsten eines klar machen, dass, selbst wenn der Putschversuch nicht inszeniert war, Erdi und seine Helferlein darauf vorbereitet waren. Oder wie erklärt man sich, dass man keinen Tag nach dem Versuch Ego Wahn zu entmachten 3000 Richter entließ.
Die jungen Soldaten, die nun verhaftet wurden, wussten von Anfang an nicht was sie taten. Sie erhielten einen Marschbefehl, den Einsatzbefehl zu einer Übung. Das interessiert den entfesselten Mob nicht. Sie köpfen, zertrampeln, schlitzen Kehlen auf.
Demokraten?

Die Bilder und die Nachrichten aus der Türkei sind grausam. Aber es gibt sie. Die Menschen die diese Geschehnische feiern, nach der Todesstrafe brüllen, sie wollen Blut sehen. Der Gegner wird als Blutfeind gesehen.
Sie leben auch unter uns. Die Groupies des angehenden Diktators. Die genau dieses Feiern. Und sie haben teilweise einen deutschen Pass, fühlen sich mehr als Türke als als Deutsche. Sie feiern einen angehenden Diktator als Held.
Den Demonteur der Demokratie. Aber ganz legal und demokratisch entschieden.
Des Volkes Willen, jedenfalls den der Mehrheit. Oder vielleicht nur den Willen derer, die sich am besten, brutalsten durchsetzen können?
Was gilt das Recht der Schwächeren, wenn die Stärkeren Barbaren sind?

Ich bin wütend. Ich bin traurig. Anscheinend lernt die Menschheit nicht aus der Geschichte. Ich fange an zu glauben, dass dies eben der Grundgeist ist. Und Menschen, die an Freiheit und die Menschrechte aller Menschen glaubt in der Minderheit sind.
Ist dies ein Grund aufzugeben? Nein.

Heute vor 71 Jahren verlor ein Mensch aufgrund seines Widerstandes gegen einen Unrechtsstaat sein Leben.
Dietrich Bonhoeffer.
Widerstand ist nie zwecklos. Und sei es nur der Grund vor seinem eigenen Gewissen zu bestehen.

Der kleine Mann mit dem Schnauzbart sprach von Hitlerdeutschland als Vorbild.
Und die Welt schaut reagiert genauso wie vor 83 Jahren - sie sieht zu.
Aber was tun?
Ich weiß es nicht.
Wenn ich das Argument höre: "Er wurde demokratisch" gewählt packt mich schon wieder der heilige Zorn. Demokratisch? Nachdem er und seine Schergen alles taten, um eine Opposition klein zu halten, mundtot zu machen, mit allen Mitteln. Rechtswidriges Vorgehen wurde legalisiert indem man die Gesetze änderte. Und die Welt schaute zu und Europa lließ sich auf den dreckigen Flüchtlingsdeal ein und benutzte den zukünftigen Sultan. Das es dadurch zu seinen Helfer wurde - wenn juckte da, wenn man dadurch die Flüchtlinge unter Kontrolle bekam.

Wir erleben die Wiederholung der Geschichte. Den Aufbau einer Diktatur unter dem Deckmäntelchen der demokratischen Legitimation.

Man sollte kleine Männer mit Schnauzbart nicht unterschätzen. Sie haben meist ein überproportionales Ego. Das nimmt selten ein gutes Ende.




Sonntag, 17. Juli 2016

Hans und Hildegard, Rassismus und Integration, Demokratieverständnis und der ganze Rest 17.07.2016

So nennen gewisse Türken, Deutschtürken, Deutsche mit türkischen Migrationshintergrund uns Deutsche.
Und es ist nicht nett gemeint.
Ungefähr so wie wenn ein Brite uns Krauts nennt (Sauerkrautfresser).

Letzte Woche fragte ich einen jungen Mann nach seinen Migrationshintergrund. Sein Blick sagt mir schon, dass ihn das nervt, dass er immer wieder danach gefragt wird. Die Antwort war köstlich:
*Kassel!* Ich lachte laut auf und konterte: *Also doch Migrant*.
Ich war wieder in die Rassismusfalle getappt. Obwohl Rassismus das falsche Wort zu sein scheint. Man hat Denkschematas im Kopf, die sich nicht so leicht ausradieren lasse.
Ich weiß bis heute nicht ob er syrischer, türkischer, armenischer oder sonst einer Abstammung er hat, ich weiß nicht, ob er Christ, Jude, Moslem, Hindu oder sonst ein Gläubiger ist.
Es spielte auch keine Rolle und so ist es heute noch.
Mit seinem Statement und seiner angenehmen Art zu diskutieren trug er seinen Teil zu einem gelungenen Abend bei, Und er hatte mir die Selbsterkenntnis wie ein weiches Tuch um die Schulter gelegt. Auch ich habe Vorurteile und Schubladen im Kopf. Ich habe dies nie geleugnet, es ist aber noch einmal etwas anderes so vorgeführt zu werden.
Ich verneige mich mit Hochachtung.

Das ich den Einstieg über Türken, Deutschtürken und Deutsche mit türkischen Migrationshintergrund gewählt habe hat einen guten Grund. Einen erschreckenden Grund. Basierend auf den Putschversuch ( den inszenierten?) von Freitag auf Samstag in der Türkei, der niedergeschlagen wurde ( die Inszenierung wurde erfolgreich abgeschlossen?) ging es in den social medias gestern hoch her. Auf vielen Pinnwänden wurde viel geschrieben, gute Analysen, haarsträubendes und abstruses.
Über die Lage in der Türkei werde ich nichts schreiben - denn ich irre gerade von Bericht zu Bericht und komme irgendwie nicht zu einem schlüssigen Ergebnis.
Nein, um das geht es nur am Rande.

Es geht um das Verhalten mancher hier lebender Türken, Deutschtürken und Deutsche mit Migrationshintergrund. Warum schreibe ich das so?
Weil es DEN Türken nicht gibt, genauso wenig wie DEN Deutschen, DEN Italiener etc.
Gestern wurde ich mit Aussagen mancher dieser hier lebender Türken, Deutschtürken und Deutsche mit Migrationshintergrund die mich das Grausen lehrte.
Nicht, dass es nicht Aussagen von Deutschen und anderen geben würde, die mich auch das Grausen lehren würde....

Bedingungsloses Zujubeln. Erdogan sei der Held, die anderen müssten bestraft werden, Und das ist noch das harmloseste. Das macht mir keine Angst. Solche haben wir in Dresden und den *Ostgebieten* zuhauf und nicht nur dort.
Völkisch. Völkische Denkweise ist nicht nur in Deutschland beheimatet.
Und hier wird es grauselig. Jemand meinte dann auch Merkel mit Erdogan zu vergleichen.
Hier begann meine Schnappatmung, nicht weil ich eine glühende Verehrerin der Pastorentochter aus der *Zone* bin, sondern diese dreiste Gleichsetzung eines Erdo(wahn)gan, der unbequeme Oppositionspolitiker, Journalisten hinter Gitter bringt mit der Bundeskanzlerin?

Tschisas! Und ich solle mir die türkische Staatsbürgerschaft zulegen, wenn ich mit über die Geschehnisse in der Türkei mitreden wolle. Und er würde Erdogan gut finden, wir hätten alle keine Ahnung und sollten den Lügen aus der türkischen Presse nicht glauben. Aha. Also nationalistisch. Wäre es eine mündliche Diskussion gewesen hätte ich wahrscheinlich einen Schreikrampf bekommen und danach Krampfadern auf den Stimmbändern gehabt.
Meine Antwort fiel dementsprechend aus. Unter anderem, dass er weder mir noch anderen den Mund verbieten könne, auch wenn ihm das nicht passe. Gleichheit, Freiheit gelte hier nicht nur für eine ethnische Gruppe, Geschlecht oder Religionszugehörigkeit - und wenn er hier (Deutschland) leben würde und/oder sogar den deutschen Pass habe solle er sich mal dran halten und nicht einen auf dicke Hose machen.
Kurz danach war ich geblockt.
Weichei.

Viele denken so. Gestern rasten Autos mit türkischen Fahnen geschmückt hupend durch die Stadt, nachdem die Nachricht kam, der Putsch sei niedergeschlagen worden.
Mir tun die Menschen in der Türkei leid, vor allem die, die nicht mit der Regierungspartei konform gehen. Erdogan und Co, die jeden Widerstand, jeden Widerspruch niederknüppel lassen, bauen ihre Macht aus.

Gestern erwischte ich mich zum ersten mal bei folgenden Gedanken:
"Dann haut ab, Geht zu eurem Erdogan. Packt eure Koffer und kehrt heim ins Reich."
Ein Teil von mir ist heute noch über diesen Gedanken entsetzt. Der andere fürchtet sich vor diesen Erdogananhängern in Deutschland. Und die Frage wie wir mit ihnen umgehen sollen geht mir nicht mehr aus dem Kopf

Sonntag, 10. Juli 2016

Der Stier, der Mann und der Tod

Eine Arena in Spanien.
Ein wie eine Puppe ausstaffierte Mann tänzelt um einen tonnenschweren Stier. Die Muskeln des Tieres zeichnen sich detailliert unter dem glänzenden Fell ab, seine Augen rollen in Panik und scheinen fast aus den Höhlen zu treten, Schaumfetzen um sein Maul. Das Tier ist wütend. Verängstigt. Verzweifelt. Es gibt keinen Ausweg. Keine Chance zur Flucht. Ist auch nicht seine Art. Er ist ein schönes Tier.
In seinem Körper stecken Spieße welche mit bunten Fähnchen geschmückt sind. Der Schmerz durchzuckt das Tier, warmes Blut benetzt seine Flanken.
Der Mann tänzelt und posiert für das tobenden Publikum. Die Masse tobt. Sie will den Stier tot sehen. Der Lärm irritiert den Stier noch mehr, seine Verzweiflung und seine Wut steigern sich ins Unermessliche.
Gierige Augen saugen die Szene in sich auf, es herrscht Volkfeststimmung.
Der stolzierende Mann, der sich wie ein Pfau spreizt, ist einen Moment unachtsam. Der Stier nicht. Er rammt eines seiner spitzen Hörner in den Mann, in den Oberkörper, mitten ins Herz. Er wirbelt den Körper des Mann durch die Luft als sei dieser eine Puppe.
Ein kollektiver Entsetzensschrei von den Arenarängen.
Berittene Männer, genauso ausstaffiert wie der Stierkämpfer, lenken den Stier ab, der am Boden liegende Mann wird von Helfern auf eine Trage gepackt und im Laufschritt aus der Arena getragen.

Schnitt.
Beide sind tot. Der Mann und der Stier. Letztere wurde zum Metzger gefahren. Er hatte nie eine Chance.

Schnitt.
Social Media.
Ein anderer Kampf. Eine andere Arena. Das World Wide Web. Social (asoziales?) Media.
Ein Teil des Publikums - vor den Bildschirmen - feiert den Tod des Mannes. Feiert den Stier. Dem es nichts mehr nützt. Er endet als Steak oder Hundefutter, ich weiß es nicht.
Aber sie feiern ein Tier, dass seinen Quäler getötet hat.
Der andere Teil des Publikum versteht die Welt nicht mehr. Wie kann man nur den Tod eines Menschen feiern?
Sie mokieren sch über die Wut und teilweise blinden Hass. Und wählen dabei Worte die denen der Stierfans in nichts nachstehen.
Es gibt noch einen dritten Teil. Der beobachtet, versucht sachlich die Situation zu analysieren.
Ich erwische mich dabei, dass ich im ersten Moment, als ich die Nachricht las, dachte:
Guter Junge. Damit meine ich den Stier. Dann schäme ich mich. Aber der Gedanke ist gedacht. Ich bin auf der Seite des Stieres. Und bleibe da auch. Ich bin gegen Tierkämpfe. Aber ich mag mich nicht an dem Tod eines Menschen erfreuen. Niemals.

Schnitt.
Mittelmeer.
Ein Schlauchboot. Voll mit verängstigten, verzweifelten Menschen. Kinder, Frauen Männer. Schwer unterdrückte Panik. Sie haben keine Chance.

Schnitt.
Der Innenminister der BRD verkündet rückgängige Flüchtlingszahlen. Und strahlt in die Kamera. Die Bürger sollen sich sicher sein, dass sie sicher sind.
Die Menschen verstehen und schweigen. Nur vereinzelte Stimmen des Protests wegen der geschlossenen Grenzen Europas und der Schuld.

Schnitt.
Mittelmeer.
Kein Schlauchboot.

Der Stier, der Mann und der Tod.


Samstag, 9. Juli 2016

Wem gehört die Stadt?

Komische Frage? Wirklich?
In Stuttgart entbrannte deswegen mal wieder ein NetzStreit. Und dass wegen 11 (12?) okkupierten Parkplätze - mit Genehmigung - im Rahmen eines Projekts das den Namen "Parklets* trägt.


Kurze Erklärung dazu:
Im Rahmen des *Reallabors* werden für den Zeitraum für drei Monate 11 (12?) Parkplätze in Raum für etwas anderes verwandelt. Um zu sehen was passiert.
Städte sind Raum zum Wohnen/Arbeiten/gesellschaftlichen Zusammentreffen/Handel.
Städte bestehen aus Wegen, Straßen, Häuser, Parks, Plätzen - Parkplätzen.
Raum in Städten ist begrenzt.
Ich empfehlehierzu dazu folgenden Film.


Wenn ihr auf den Link klickt könnt ihr über You Tube rein schnuppern. Es geht um Städteplanung, menschliches Zusammenleben - mehr möchte ich vorab nicht verraten.
Nur eines - er ist spannend.

In Stuttgart passierte folgendes - kaum waren die ersten Parklets aufgebaut:
Im Netz schwappte sofort wieder die Empörung über den Tellerrand, allerdings nur die einer kleiner Gruppe.
Die der Autobesitzer. Nicht die der Autofahrer. Und auch nicht die empörten sich alle:
Ein kleinkolletives Aufheulen wegen der Parkplatz - Not.
Ich musste dann doch grinsen. Wegen ELF Parkplätze die DREI Monate nicht zur Verfügung stehen.
Falsch.
Sie stehen zur Verfügung, aber eben nicht für Autos.
Aber um das geht es gar nicht. Zu kurz gedacht.
Liebe Autofahrer: Selbst wenn wir noch  1000 Parkplätze zur Verfügung hätten würden sie nicht reichen. 
Liebe Autofahrer: Wie wäre es sich einen Stellplatz zu mieten, in bestehende Parkhäuser zu fahren. 
Liebe Autofahrer - ich könnte stundenlang weiter schreiben.
Und ich höre den Protestschrei:
*Ich habe das Anrecht auf einen Parkplatz!*
Nein, lieber Autofahrer, hast du nicht. Genauso wenig wie ich das Anrecht auf einen Sitzplatz in der U-Bahn habe. Denn ich habe mit dem Fahrschein nur den *Transport* gekauft.
Steuern sind aber kein Entgelt für irgendetwas.
Liebe Autofahrer, nein, durch die Kfz-, Mineralölsteuer habt ihr keine Rechte auf einen Parkplatz erkauftgekauft. Mit Steuern kauft man sich keine *Rechte*.
Nachzulesen in der Abgabenordnung 


Jetzt stehen an 11 verschiedenen Stellen in Stuttgart eben diese ominöse Parklets. Manche werden schon rege genutzt, andere sind noch etwas vereinsamt. Das liegt an der unterschiedlichen Bauweise, an den unterschiedlichen Standort.

Es gibt auch Bedenken und Kritik mancher Anwohner. Und es ist wichtig sich damit auseinanderzusetzen. Sie nicht zu ignorieren. Es soll sich ein Miteinander, nicht ein Gegeneinander entwickeln.

Jemand schrieb bei Facebook:

"Was solle den dieser Mist bezwecken. Er sei nicht so sehr in Sachen Kunst bewandert, aber das was er gesehen hätte würde er auf den Sperrmüll werfen. Frei nach dem Motto *Ist das Kunst oder kann das weg?*"
Am liebsten würde ich schreiben: Keine Ahnung, aber ganz viel Meinung. Ups, jetzt habe ich es doch geschrieben. Hier, aber auch auf FB. Und ich versuchte zu erklären, aber das interessierte nicht. Ich solle damit leben, dass man eben polarisiere..... 
Grundsätzlich gilt: Die Meinung sei dem guten Mann unbenommen, nur muss er sich dann entsprechende Gegenkommentare gefallen lassen.

Es geht ja auch nicht um Kunst!
Kunst ist Geschmacksache, die Gestaltung der Parklets auch. Manche von ihnen entlocken mir ein Schmunzeln, andere gefallen mir wirklich gut. Über Geschmack kann man streiten. Muss es aber nicht.
Und bei den Parklets geht es eben nicht um Kunst.

Zusammenfassung bis jetzt.
Es geht nicht darum den Autofahrern eins auszuwischen, auch wenn in ganze 12 (!!!!!) Stellplätze wegfallen und es zu einer dramatischen Verknappung des Parkraum stattfindet. Vorsicht: Bissige Ironie. Nein, es geht nicht darum - Nichtautofahrer gegen Autofahrer. Viele Parletsbefürworter SIND Autofahrer.
Bei den Parklets geht es um das einfache Thema:

Wem gehört die Stadt?

Diese einfache Frage ist einfach zu beantworten. Jeder bewertet es anders, jeder sieht es anders. Sie ist eine gute Grundlage/Grundfrage für die Weiterentwicklung unserer Städte.

Linksammlung zum weiter informieren:



Sonntag, 26. Juni 2016

Atze und die wilden Würstchen oder:" Männerfeminismus" Sonntagsgedanken, 26 Juni 2016

Katerstimmung. Am Freitag verdrängte ein Thema alle anderen aus den Schlagzeilen: der Brexit.
Nein ich werde nichts dazu schreiben, das haben schon (fast) alle anderen getan.
Nur eines: Es hat mich schockiert. Und es macht mich ein klein wenig traurig.
Aber in jedem Ende liegt ein Anfang und Europa hat die Chance sich zu überdenken.

Letzten Sonntag schrieb ich schon von der Doppelmoral (deutscher) Männer, wenn es um Sexismus und Gewalt gegen Frauen geht.
Wenn die so weiter machen werde ich noch zu einer Sufragette. Was im Prinzip nichts anderes bedeutet: Emanze. Oh, bin ich ja schon. Beides gerne von bestimmten Männern abwertend gemeint ist es für mich eine Auszeichnung.
Und schon wieder, oder immer noch*. Der "Komiker" Atze Schröder. und Wiesenhof haben einen Werbespot über die Grillwurst *Bruzzler* gedreht.
Originalsatz aus dem Werbespott - während er eine fettige Wurst in die Kamera hält:



Wer hier den Bezug zu dem Fall Gina Lisa Lohfink nicht weiß, klickt einfach den Satz des Atze Schröders an und landet bei dem Artikel der Frankfurter Rundschau.
Sie haben sich entschuldigt. Sowohl Herr Schröder als auch das Unternehmen Wiesenhof.


Wisst ihr was? Diese Entschuldigung nehme ich nicht an. Denn diese Entschuldigung ist in meinen Augen --- mir fehlen gerade die Worte.
Wenn man nicht überreißt was man da von sich gibt, dann ist die Entschuldigung - in meinen Augen - nichts wert, denn die Aussagen in dem Clip sind Frauen verachtend, herabwürdigend und werden zu Werbezwecken benutzt/missbraucht.
Und wenn jemand denkt, dass die Werbetexter nicht genau wissen was sie tun der denkt auch die AfD sei ein Alpenverein.
Im Prinzip funktioniert der Spot und seine Gegenreaktion wie die Öffentlichkeitsarbeit der AfD:
Erst mal raushauen und austesten was geht, wenn Gegenwind kommt sich entschuldigen und sagen man hätte es entweder so nicht gemeint oder nicht gewollt und ganz anders gemeint. Oder sei auf der Maus ausgerutscht. Storch - ick hör' dir trapsen.

SO NICHT! Ich bin stinksauer. Die Abendlandretter und die Komiker. Von dem abgesehen, dass ich persönlich Atze nie witzig gefunden habe und Wiesenhof im Grunde keinen guten Ruf hat, dann fällt mir etwas auf: Manche Menschen denken man könne sich auf Kosten anderer immer einen Lacher und oder eine Zustimmung holen. Das Schlimme - es gibt die drüber lachen, und sie sind nicht selten.
Gewalt gegen Frauen geht nicht - und schon gar nicht zu Werbezwecken. Ich frage mich nur - wenn Wiesenhof bzw.  die Werbetexter Potential in diesem Spot sahen - welche Zielgruppe haben die denn im Auge gehabt?
Wie am Anfang schon erwähnt - Werbetexter wissen genau was sie tun. Zielgruppenanalyse ist das Ah und OH des Marketing. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, wie die Macher und auch Macherinnen sich diesen Spot ausgedacht haben.

Eure Entschuldigung könnt ihr euch da hinstecken wo die Sonne niemals hin(ein)scheint, ihr armen (Geflügel)Würstchen.
Auf Schröders Seite tobt ein Shitstorm und auch auf Twitter.
Ich kann nur sagen:

VERDIENT!






Dienstag, 21. Juni 2016

F*ck you?

?
Kennt ihr auch dieses Gefühl der ohnmächtigen Wut?
Wenn man auf sein Geschlecht reduziert wird, wenn behauptet wird, dass man aufgrund seiner sekundären Geschlechtsteile nur zu bestimmten Dingen taugt?
Kennt ihr das?
Jo, Sexismus.
Zur Zeit könnte ich regelmäßig den Kopf auf die Tischplatte knallen. Aber nicht meinen eigenen, sondern den derjenigen die gerade im Netz gegen Frauen agieren.
Natürlich:
Sexismus ist keine reine Männersache. Auch Frauen reduzieren Männer.
Aber selten so hasserfüllt, so niederträchtig, so gewaltverherrlichend.

Nach den Vorfällen in Köln gab es plötzlich jede Menge Frauenversteher und -verteidiger, die in einer sehr drastischen Sprache forderten, dass man sich der potentiellen Vergewaltiger entledigen müsse.
Das es sich bei diesen potentiellen Vergewaltiger in den Augen der teutonischen Frauenverteidiger ausschließlich um Männer mit Migartionshintergrund handelte schrie einem aus allen Kommentarspalten der Medien im Netz entgegen.
Mir wurde ganz schwindelig. All der kaum noch verhüllte Rassismus sprang mir vom Monitor entgegen. Und er benutzte Seximus gegen Frauen, Gewalt gegen Frauen, rohe sexuelle Gewalt gegen Frauen als Deckmäntelchen. Nur war das Mäntelchen braun und konnte die hässliche Fratze des nationalistischen Geistes nicht verhüllen.
Nicht jeder, den die Vorfälle in Köln beunruhigten, war und ist ein Rechter. Und hier kommt auch kein Aber. Es waren/sind nur leider die Ausnahmen oder sie schweigen, um sich dem Hass nicht auszusetzen, der ihnen dann entgegen schlägt.
Fast absurd komisch, dass Frauen anderen Frauen, die sich gegen den Strom stemmten, also nicht mit ihnen gegen *Muselmanen*, *diese Barbaren* usw. hetzten, eben Vergewaltigungen durch diese Zugewanderten wünschten. Verwundert hat es mich nicht. Wer hasst überträgt diesen Hass.
Köln hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.

Ich hielt die Augen offen und die Ohren gespitzt.... und es ließ nicht lange auf sich warten.
Nun ja, ein halbes Jahr. EM. Eine Frau moderiert eine Fußballspiel von Männern.
Wie kann sie nur, oder?
Mancher Mann mag sie nicht. Und weil sie eine Frau ist wird ihr unterstellt, dass sie aufgrund ihres Geschlecht eine schlechte Sportmoderatin sei und doch besser in die Küche solle.
Als ob Möpse sekundäre Geschlechtsmerkmale jemanden daran hindern würde etwas zu tun.
Da würde ja das  Gehänge *Gemächt* mancher Zeitgenossen auch einiges verhindern. Klares Denken und so... Das war ironisch gemeint. Nur zur Info.
Ich merkte wie mir meine Zornesader auf den Stimmbändern wuchs.
Da schrieb doch einer, dass *Frauenquoten und der ganze andere Mist* am Sexismus schuld sei.
Ganz ehrlich, wenn es den Sexismus aus der Welt schaffen würde, indem man Frauenquoten abschafft - ich wäre die erste die *go for it!* rufen würde,

Es gibt leider immer eine Steigerung. Anscheinend brechen bei manchen alle Dämme.
Ich habe auch Hassmails erhalten. Oder man kommentierte, bis die Tasten glühten. Bis die Schnellmerker realisierten, dass ihre Kommentare nicht veröffentlicht wurden dauerte es manchmal - nun ja etwas länger. Einer schrieb 26 (!) Kommentare bis er merkte, dass er ins Leere schrieb.
Ich hatte viel zu lachen. Aber die Kommentare und Mails waren eher der harmloseren Gattung zuzuordnen.

In einem Artikel der TAZ geht es um das sexuelle Mobbing gegen Journalistinnen. Die Täter, denn nichts anderes sind sie, sind oft zu feige um mit ihrem echten Namen dafür einzustehen was sie da von sich geben. Gilt auch für die meisten, die gegen Bürger mit Migrationshintergrund hetzen.
Anders trauen sie sich nicht. Arme Würstchen? Mag sein. Aber die Androhung von sexueller Gewalt ist weder besonders lustig noch harmlos,

Da wird Frauen unterstellt, sie wären *untervögelt*, müssten nur mal wieder *richtig ran genommen werden und in die Schranken gewiesen*, sie seien *unbefriedigte Emanzenschlampen, lesbisch und und und*. Das alles gehört in die Schublade mit der Aufschrift: Nicht so schlimm.
Trotzdem nicht lustig.

Ich habe den Verdacht dass diese Hater einfach Angst vor Frauen haben, die nicht kuschen, die selbstbewusst ihr Leben meistern, die unabhängig sind.

Liebe Hater, Sexisten und sonstige *.....*
Jungs, ganz ehrlich - von solchen wie euch wollten wir noch  nicht einmal, nicht ein einziges Mal, auch noch nicht mal der Gedanke daran entlockt uns auch nur ein kurzes Aufflammen - außer den des Ekels - wenn ihr einer der letzten lebende Männer auf Erden währt. Seid ihr aber nicht. Ich seid einfach nur das Letzte. Egal welche Hautfarbe ihr habt, welche Nationalität, welchen Glauben.
F*ck you? Never! Noch nicht mit einem Ganzkörperkondom.


Samstag, 18. Juni 2016

Umzug. Sonntagsgedanken, 19.06.2016

Es ist kühl. Die Schafskälte hat uns im Griff. Mitte Juni und man braucht ab und zu einen warmen Pullover. Und Gummistiefel. Einen Schirm. Und manchmal auch ein Kanu.
Meine Hausgenossen, meine zwei Kater, kriechen unter die Decke und verschlafen den ganzen Tag. Ich trage dicke Socken.... Mitte Juni.
Seit Wochen regnet es immer wieder und immer wieder zuviel. Kaum kommt die Sonne hinter den Wolken zum Vorschein schon quellen neue Wolken und wenige Stunden später grollen erneut Donner.
Ich weiß schon gar nicht mehr wie viele Ortschaften buchstäblich abgesoffen sind. Es ist anders als bei den früheren Flutkatastrophen. Beim Elbe-Hochwasser war eine Region betroffen, bei den Überflutungen dieses Jahr sind einzelne Ortschaften, verteilt über das ganze Bundesgebiet, betroffen.
Es fing mit Braunbach in BW an - ein kleiner Bach wurde zum reißenden Strom, riss alles mit sich, was sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte - die Bilder schockierten.
Dann traf es eine kleine Gemeinde in Bayern, und es hörte nicht auf.
Es kostete Menschenleben, Existenzen sind bedroht, Besitz ruiniert.

Unerträglich, dass es dann sofort wieder besorgte Bürger gab, die sofort riefen: *Wo sind die Politiker? Wo ist der Staat? Aber alles des Flüchtlingen geben!*. Unglücke werden gerne genutzt, um sich ins rechte Licht zu rücken. (Nein, kein Wortspiel.)
Wir erleben einen Klimawandel. Das Klima ist ständig im Wandel. Unleugbar tut die Menschheit das ihrige dazu den Klimawandel voranzutreiben.
Klar: Ein einziger Vulkanausbruch - wie der letzte auf Island als der Feuerberg mit dem unaussprechlichen Namen - wirft mehr *klimaschädliche* Stoffe aus, als der normale Verkehr. Leugnet niemand. Nur: Wir beschleunigen ihn noch. Mit Industrieabgasen, heizen und fahren mit fossilen Brennstoffen, Das Land wird zersiedelt, Waldflächen abgeholzt.
Weltweit.
Natürlich kann man es anders sehen. So wie die AfD. Die sieht ja vieles anders. Und den Klimawandel, bzw. den Einfluss des Menschen darauf, leugnet sie. So wie sie vieles andere leugnet.
Oder behauptet es so nicht behauptet zu haben.
Aushängeschilder dafür sind Frau Storch:
Frauen und Kinder notfalls an der Grenze erschießen - hat sie ja nie so geschrieben, sie sei auf der (Comuter-) Maus ausgerutscht.
Petry, Gauland, Höcke.
Mittlerweile ist ihre Taktik erkannt. Erst einmal provozieren und austesten wie weit man gehen kann, dann notfalls zurückrudern.

Sie erinnern mich an einen Hochwasser führenden Fluss: Schnell, reißend und braun.

Und schon wieder mittendrin.
Umzug.
Die Sonntagsgedanken sind umgezogen. Sie werden nicht mehr auf www.Kokelores.com erscheinen, sondern wurden ausgegliedert.
Der Grund ist ganz einfach. Kokelores wird wieder mehr *privat*. Auch ist es so, dass ich Anfragen für Schreibarbeiten habe. Ich finde einfach, dass Kommerz und  die Sonntagsgedanken nicht zusammen passen.
Ansonsten wird sich nichts ändern.
Feedback wie immer erwünscht. Die Artikel werden auch weiterhin auf der Facebookseite Kokelores erscheinen. Dort darf und kann gerne kommentiert werden.

Bis nächste Woche dann.