Sonntag, 28. August 2016

Gleichberechtigung - Zwischen Burka und Gina-Lisa, Sonntagsgedanken 28.08.2016

...scheint gerade das Anliegen vieler frauenbewegter Männer zu sein.
Scheint.
Es hat den Anschein.
Es ist Trug.

Die Burka/Burkini-Diskussion hat nach dem Vorfall an einem französischen Strand neuen Auftrieb bekommen.
Zu Recht.
Aber nicht so wie viele Männer und manche Frauen jetzt denken mögen.

Man stelle sich einmal folgende Situation vor:
Eine Frau wird von mehreren, bewaffneten Männer dazu gezwungen sich zu entkleiden.
Und diesmal handelt es sich nicht um eine Kopfbedeckung, einen Nihab oder einen Burkini.
Der Aufschrei würde nicht lange auf sich warten lassen.
Vor allem wenn es vier bärtige Männer moslemischen Glaubens gewesen wären.
So handelte es sich um eine moslemische Frau die von vier Männern an einem öffentlichen Strand zwangen sich *anzupassen*.


Dabei ist es in manchen Staaten der USA nicht erlaubt zuviel vom Po zu zeigen - da stehen dann auch plötzlich uniformierte Männer vor einem, die einen zwingen etwas anzuziehen.

Paradox?
Nein!

Hier wird ein Stellvertreterkrieg auf dem Rücken der Frauen ausgetragen.
Zuwenig an? Schlampe!
Zuviel an? Islamistin!

Quatsch!
Als Rothaarige bin ich es gewohnt in südlichen Ländern mit einem T-Shirt ins Wasser zu gehen - oder einen fiesen Sonnenbrand zu riskieren. Werde ich jetzt auch gezwungen meinen Mobby Dick Körper *frei* zu machen?
Ist das Freiheit?
Nein.
Es ist Zwang. Mit Zwang kann man keine Freiheit erreichen.

Ich finde den Nihab kacke. Ich finde die Burka unerträglich. Ich finde es unsäglich, dass irgendwelche Männer sich erdreisten Frauen zu sagen wie sich anzuziehen haben.
Das hat nichts mit Freiheit zu tun.

Das Freiheit ein zweischneidiges Schwert ist erleben wir *westliche* Frauen jeden Tag.
Sieht man gerade *wunderbar* am Fall Lohfink.
Nein, ich weiß nicht, ob es sich um eine Vergewaltigung handelte. Alleine die Tatsache, dass sich ein paar *mutige* Männer über eine besoffene Frau hermachen (ob das jetzt einvernehmlich was oder nicht ist nicht von Interesse - ein besoffener Autofahrer ist ja auch *schuld vermindert*), es filmen - ins Netz stellen, reicht mir.
Diese Frau wurde geschädigt.

Sie wurde verurteilt - wahrscheinlich zurecht, nach der Gesetzeslage - wegen Verleumdung. Sie darf nicht mehr behaupten, dass die Männer sie vergewaltigt hätten.
Mag sein, dass es einvernehmlicher Sex war, aber ihrer Seele wurde Gewalt angetan.
Und dann die Häme.
*Dreckschlampe* las ich, sie sei die Täterin, nicht das Opfer.

Wirklich?
Wird einer Frau mit dicken Brüsten, aufgespritzten Lippen, die gerne feiert, so etwas angetan nehmen sich viele das Recht heraus, sie mit Häme und Beleidigungen zu überziehen.
Hätte sie da nicht lieber einen Nihab anhaben sollen?
Keinen Alkohol trinken?
Sich zuhause einzuschließen?
Hätte sie eine *anständige* Bluse angehabt, wäre ein unbekanntes Landei gewesen, wäre betrunken mit den Typen mitgegangen - würde die Gesellschaft so über sie urteilen?

Ich bin wütend.
Ich bin seit Wochen nur noch wütend.
Seit der Sylvesternacht. Seitdem es die neue Frauenbewegung unter den deutschen Männern gibt.
Und dabei doch nur ihre Vorurteile einer anderen Religion und Kultur (Unkultur?) anheizen.
Nicht falsch verstehen: Kein Mann, egal welche Nationalität oder welchen Glaubens, hat das Recht eine Frau mit sexueller Gewalt irgendetwas anzutun. Kein Mensch hat das Recht dazu, irgen jemanden etwas anzutun.

Oder die pseudomoralinsauren Frauen, die meinen, manche Frauen hätten es nicht anders verdient, was ihnen widerfährt, weil sie schlanker, hübscher, "aufreizender" gekleidet, feierwütig sind.

Und die Typen, die denken, wir Frauen seien Freiwild, wenn wir uns etwas freier anziehen, oder wir Frauen seien lesbisch, frigide oder sonst was, weil wir nichts mit ihnen zu tun haben wollen.

Ist es denn so schwer zu kapieren?
Wir Frauen haben die gleichen Pflichten und Rechte wie Männer.

Auf dem Papier......

.....und ich wollte nie eine Emanze sein. Langsam aber sicher mutiere ich aber zur Kampfemanze.



Sonntag, 14. August 2016

Sonntagsgedanken - 14.08.2016

Die letzte Zeit höre ich immer wieder:
Die Frau wird im Koran unterdrückt.
Der Islam gibt den Frauen keinen Freiraum.
Dabei werden Vielehe, Burka und Kinderheirat angeführt. Oder dass in Saudi Arabien Frauen nicht autofahren dürfen. Oder oder oder.....
Ganz furchtbar finde ich es, dass es einige arabische Staaten gibt, in denen die Opfer sexueller Gewalt mit oder ausschließlich bestraft werden, da sie die Männer zu der Tat gebracht haben.
Ich habe bis jetzt keine Stelle im Koran entdecken können, die den Frauen das Autofahren verbietet.
Es gibt islamgeprägte Länder in denen Frauen einen festen Platz in der Gesellschaft haben: Oman.
Es ist nicht der Glaube der die Frauen Unterdrückt. Es sind Männer.
Und diese Männer nutzen Regelwerke um die Unterdrückung zu begründen.
Der Islam ist nicht die Ursache. Er ist Mittel zum Zweck. Und er kann so oder so ausgelegt werden.
Es gibt genügend fundamentalistische Christen, die die Frau gern hinter dem Herd und nur noch - willig - im Ehebett sehen würden.
Das die Vergewaltigung in der Ehe erst in den 90igern unter Strafe gestellt wurde ist eine Schande. Und viele in der CDU (ja,ja diese Christen! Ironie off) waren dagegen. Übrigens auch diese unsägliche Steinberger, die sich immer wieder mit ihren fremdenfeindlichen Aussagen ins Rampenlicht rückt.

Gibt es einen aktuellen Grund hierüber nachzudenken? Ja. In der Türkei ist das Mindestalter für Sex mit Kindern gesenkt worden. Auf 12 Jahre. Es geht nicht ausschließlich um Sex Älterer mit Jüngeren. Aber in einem Land in dem es die Regierenden nicht fertig bringen die gesetzlich verbotenen Kinderehen zu verhindern ist die ein fatales Signal.  Bitte hierzu folgen Link öffnen und lesen:
http://www.mimikama.at/allgemein/tuerkei-erlaubt-geschlechtsverkehr-mit-kindern-betrachtung/

Diskriminierung von Andersdenkenden und Anderslebenden ist auch bei uns an der Tagesordnung. Nicht nur von Männern, sondern auch von Frauen.
Frauen sind nicht per se unschuldig, rein und über alle Untugenden erhaben. Als Frau kann ich davon ein Lied singen. Alleine, dass man das von meinem Geschlecht erwartet fällt für mich unter den Begriff Sexismus. Und doch ist es anders. In einer männerdominierten Gesellschaft - auch wenn die mächtigste Person im Staate eine Frau ist - in einer Gesellschaft, die ihre Wurzel im Patriarchat hat sind Wörter wie Gleichberechtigung schnell geschrieben, werden aber meist nicht wirklich (und schon gar nicht zu 100%) gelebt.

Übrigens für alle Genderfreaks und damit meine ich beide verbissene Seiten):

Gleichberechtigung bedeutet nicht automatisch Gleichheit im Sein, sondern gleiche Rechte und Pflichten vor dem Gesetz.

Männer, Macht und Fantasien:
Sexismus ist eine Seuche, die immer vorhanden war. Und wahrscheinlich auch nicht auszurotten ist.
Die etwas lächerliche Form, das Dizzen, ist schon schlimm genug, typisches Beispiel: Frauen können nicht einparken, aber was gerade wieder in den sozialen Netzwerken abgeht sucht seinesgleichen.
Man pickt sich eine *Schwachstelle* heraus und nutzt sie als Waffe (Argument):
*Mal sehen ob du immer noch so moslemfreundlich redest, wenn dann mal so eine Horde dich vergewaltigt hat. Solche Tussen wie dir muss man ja so was ja wünschen!*

Danach kommt meist noch der Hinweis, die Frau sei *grün-rot versifft*, *Dumm wie Brot*, *untervögelt*, *frustriert* , hätte vermutlich gerade ihre Menstruation, oder PMS, sei zu fett, zu hässlich, um einen Deutschen abzubekommen, hätte eine Vulva, Brüste, war gerade beim Frisör.....usw usf.
Man kann auch ein anderes Thema nehmen - irgendeines, von Auto bis Zootiere. Irgendein Diskussions*partner* findet sich immer, der auf das Geschlecht und das Aussehen der Mitdiskutantin eingeht und sie schmäht.

Als mir einmal einer schrieb, mich solle (Originalzitat) mal ein "Bimbo" solange "hernehmen" bis meine "V...." blutet, damit ich endlich kapieren würde, dass das deutsche "Volk" sich wehren müsse, blieb mir kurz die virtuelle Spucke weg.
Als ich ihm dann zurückschrieb, dass ich das "deutsche Volk" eher von solchen Männern wie ihm, aufgrund seiner Gewaltfantasien und Sprache in Gefahr sehen würde und ihn zurecht als Rassistenbezeichnete, war ich ratzfatz geblockt. Sexismus als Waffe. Den Andersdenkenden nicht argumentativ auseinander nehmen, sondern in irgendeiner Form herabwürdigen. Geht auch mit Alter (bist du dement?), Mann (immer schön mit dem Unterleib denken!), Haarfarbe (blond?) usw.
Allerdings ist das *Herumreiten* auf dem Geschlecht am beliebtesten.
Klar ist zu unterscheiden: Tatsachen. Es gibt wirklich und wahrhaftig Dinge -im körperlichen, als auch im psychischen Bereich, die NICHT geschlechtsneutral sind. Hat was mit Biologie zu tun. Hormonen etc.
Sexismus ist aber, wenn man diese Unterschiede als Argumentation benutzt, um die Aussage des anderen abzuwerten. (Die hat gerade PMS und reagiert gerade über! - zieht bei mir nicht mehr, den Sch*** habe ich Göttin sei dank hinter mir).

Wieso wünscht man Frauen sexuelle Gewalt, wenn sie einen anderen Stadtpunkt vertreten?
Was ist das für ein Denken? Wieso man jemanden überhaupt Gewalt wünscht wird sich mir nie erschließen. Durch andere ausgeführt, wohlweislich.
Machtlosigkeit?
Wieso spricht man dem Gegenüber ein analytisches Denken ab, weil der entweder Möpse oder ein Gehänge hat? Oder weil er/sie lieber gleichgeschlechtliebt liebt? 

Ich nähere mich des Pudels Kern.
Egal ob es um Sexismus oder anderen, negativ besetzten Ismen geht:
Mann/Frau muss nicht gleich sein, um die gleichen Rechte zu haben.
Diese Ismen werden genutzt, um den anderen zu diskreditieren, ihn/sie gleich zu machen.
Es steckt tief in den Köpfen drin. Und es wird gelebt. Jeden Tag, immer und überall.
Auch ich bin nicht frei von den Ismen.
Aber ich stelle mich meinen Vorurteilen.
denn ich bin nicht *machtlos*, *ohnmächtig*. Ich muss den anderen nicht schmähen, wenn ich argumentieren kann. ich muss den anderen nicht klein machen, um groß zu erscheinen.

Die Männer (und Frauen) die offen sexistisch sind haben allen Anschein ein Problem. Mit sich selbst, ihrer Selbstwahrnehmung und ihrem Selbstwertgefühl.
Macht es zwar auch nicht besser, allerdings hilft es den eigenen Kopf klar zu halten und sich nicht auf diese Schiene zu begeben.

Wenn eine Frau schlecht einparken kann, dann nicht weil sie eine Frau ist, sondern schlicht und ergreifend weil sie einfach schlecht einparkt -und es nicht besser kann oder nie richtig gelernt hat.
Das gilt auch für alle anderen Bereiche.
Wenn ich einen Zementsack als Frau nicht aufheben kann, dann. ja, dann liegt es vielleicht an meiner physischen Beschaffenheit. Wobei eine Diskuswerferin mit dem Zementsack wahrscheinlich keine Schwierigkeiten haben dürfte. Aber mein früherer Kunstlehrer hätte schon beim Anblick des Zementsackes einen hysterischen Anfall bekommen.
Was würde ich tun? Nun: ein Tragebehälter organisieren und umfüllen,  oder eine Sackkarre und den Sack irgendwie darauf zerren, oder oder oder....
Es geht darum, wie man mit etwas umgeht und nicht was man ist.