Sonntag, 26. Juni 2016

Atze und die wilden Würstchen oder:" Männerfeminismus" Sonntagsgedanken, 26 Juni 2016

Katerstimmung. Am Freitag verdrängte ein Thema alle anderen aus den Schlagzeilen: der Brexit.
Nein ich werde nichts dazu schreiben, das haben schon (fast) alle anderen getan.
Nur eines: Es hat mich schockiert. Und es macht mich ein klein wenig traurig.
Aber in jedem Ende liegt ein Anfang und Europa hat die Chance sich zu überdenken.

Letzten Sonntag schrieb ich schon von der Doppelmoral (deutscher) Männer, wenn es um Sexismus und Gewalt gegen Frauen geht.
Wenn die so weiter machen werde ich noch zu einer Sufragette. Was im Prinzip nichts anderes bedeutet: Emanze. Oh, bin ich ja schon. Beides gerne von bestimmten Männern abwertend gemeint ist es für mich eine Auszeichnung.
Und schon wieder, oder immer noch*. Der "Komiker" Atze Schröder. und Wiesenhof haben einen Werbespot über die Grillwurst *Bruzzler* gedreht.
Originalsatz aus dem Werbespott - während er eine fettige Wurst in die Kamera hält:



Wer hier den Bezug zu dem Fall Gina Lisa Lohfink nicht weiß, klickt einfach den Satz des Atze Schröders an und landet bei dem Artikel der Frankfurter Rundschau.
Sie haben sich entschuldigt. Sowohl Herr Schröder als auch das Unternehmen Wiesenhof.


Wisst ihr was? Diese Entschuldigung nehme ich nicht an. Denn diese Entschuldigung ist in meinen Augen --- mir fehlen gerade die Worte.
Wenn man nicht überreißt was man da von sich gibt, dann ist die Entschuldigung - in meinen Augen - nichts wert, denn die Aussagen in dem Clip sind Frauen verachtend, herabwürdigend und werden zu Werbezwecken benutzt/missbraucht.
Und wenn jemand denkt, dass die Werbetexter nicht genau wissen was sie tun der denkt auch die AfD sei ein Alpenverein.
Im Prinzip funktioniert der Spot und seine Gegenreaktion wie die Öffentlichkeitsarbeit der AfD:
Erst mal raushauen und austesten was geht, wenn Gegenwind kommt sich entschuldigen und sagen man hätte es entweder so nicht gemeint oder nicht gewollt und ganz anders gemeint. Oder sei auf der Maus ausgerutscht. Storch - ick hör' dir trapsen.

SO NICHT! Ich bin stinksauer. Die Abendlandretter und die Komiker. Von dem abgesehen, dass ich persönlich Atze nie witzig gefunden habe und Wiesenhof im Grunde keinen guten Ruf hat, dann fällt mir etwas auf: Manche Menschen denken man könne sich auf Kosten anderer immer einen Lacher und oder eine Zustimmung holen. Das Schlimme - es gibt die drüber lachen, und sie sind nicht selten.
Gewalt gegen Frauen geht nicht - und schon gar nicht zu Werbezwecken. Ich frage mich nur - wenn Wiesenhof bzw.  die Werbetexter Potential in diesem Spot sahen - welche Zielgruppe haben die denn im Auge gehabt?
Wie am Anfang schon erwähnt - Werbetexter wissen genau was sie tun. Zielgruppenanalyse ist das Ah und OH des Marketing. Mir wird schlecht, wenn ich daran denke, wie die Macher und auch Macherinnen sich diesen Spot ausgedacht haben.

Eure Entschuldigung könnt ihr euch da hinstecken wo die Sonne niemals hin(ein)scheint, ihr armen (Geflügel)Würstchen.
Auf Schröders Seite tobt ein Shitstorm und auch auf Twitter.
Ich kann nur sagen:

VERDIENT!






Dienstag, 21. Juni 2016

F*ck you?

?
Kennt ihr auch dieses Gefühl der ohnmächtigen Wut?
Wenn man auf sein Geschlecht reduziert wird, wenn behauptet wird, dass man aufgrund seiner sekundären Geschlechtsteile nur zu bestimmten Dingen taugt?
Kennt ihr das?
Jo, Sexismus.
Zur Zeit könnte ich regelmäßig den Kopf auf die Tischplatte knallen. Aber nicht meinen eigenen, sondern den derjenigen die gerade im Netz gegen Frauen agieren.
Natürlich:
Sexismus ist keine reine Männersache. Auch Frauen reduzieren Männer.
Aber selten so hasserfüllt, so niederträchtig, so gewaltverherrlichend.

Nach den Vorfällen in Köln gab es plötzlich jede Menge Frauenversteher und -verteidiger, die in einer sehr drastischen Sprache forderten, dass man sich der potentiellen Vergewaltiger entledigen müsse.
Das es sich bei diesen potentiellen Vergewaltiger in den Augen der teutonischen Frauenverteidiger ausschließlich um Männer mit Migartionshintergrund handelte schrie einem aus allen Kommentarspalten der Medien im Netz entgegen.
Mir wurde ganz schwindelig. All der kaum noch verhüllte Rassismus sprang mir vom Monitor entgegen. Und er benutzte Seximus gegen Frauen, Gewalt gegen Frauen, rohe sexuelle Gewalt gegen Frauen als Deckmäntelchen. Nur war das Mäntelchen braun und konnte die hässliche Fratze des nationalistischen Geistes nicht verhüllen.
Nicht jeder, den die Vorfälle in Köln beunruhigten, war und ist ein Rechter. Und hier kommt auch kein Aber. Es waren/sind nur leider die Ausnahmen oder sie schweigen, um sich dem Hass nicht auszusetzen, der ihnen dann entgegen schlägt.
Fast absurd komisch, dass Frauen anderen Frauen, die sich gegen den Strom stemmten, also nicht mit ihnen gegen *Muselmanen*, *diese Barbaren* usw. hetzten, eben Vergewaltigungen durch diese Zugewanderten wünschten. Verwundert hat es mich nicht. Wer hasst überträgt diesen Hass.
Köln hinterließ einen bitteren Nachgeschmack.

Ich hielt die Augen offen und die Ohren gespitzt.... und es ließ nicht lange auf sich warten.
Nun ja, ein halbes Jahr. EM. Eine Frau moderiert eine Fußballspiel von Männern.
Wie kann sie nur, oder?
Mancher Mann mag sie nicht. Und weil sie eine Frau ist wird ihr unterstellt, dass sie aufgrund ihres Geschlecht eine schlechte Sportmoderatin sei und doch besser in die Küche solle.
Als ob Möpse sekundäre Geschlechtsmerkmale jemanden daran hindern würde etwas zu tun.
Da würde ja das  Gehänge *Gemächt* mancher Zeitgenossen auch einiges verhindern. Klares Denken und so... Das war ironisch gemeint. Nur zur Info.
Ich merkte wie mir meine Zornesader auf den Stimmbändern wuchs.
Da schrieb doch einer, dass *Frauenquoten und der ganze andere Mist* am Sexismus schuld sei.
Ganz ehrlich, wenn es den Sexismus aus der Welt schaffen würde, indem man Frauenquoten abschafft - ich wäre die erste die *go for it!* rufen würde,

Es gibt leider immer eine Steigerung. Anscheinend brechen bei manchen alle Dämme.
Ich habe auch Hassmails erhalten. Oder man kommentierte, bis die Tasten glühten. Bis die Schnellmerker realisierten, dass ihre Kommentare nicht veröffentlicht wurden dauerte es manchmal - nun ja etwas länger. Einer schrieb 26 (!) Kommentare bis er merkte, dass er ins Leere schrieb.
Ich hatte viel zu lachen. Aber die Kommentare und Mails waren eher der harmloseren Gattung zuzuordnen.

In einem Artikel der TAZ geht es um das sexuelle Mobbing gegen Journalistinnen. Die Täter, denn nichts anderes sind sie, sind oft zu feige um mit ihrem echten Namen dafür einzustehen was sie da von sich geben. Gilt auch für die meisten, die gegen Bürger mit Migrationshintergrund hetzen.
Anders trauen sie sich nicht. Arme Würstchen? Mag sein. Aber die Androhung von sexueller Gewalt ist weder besonders lustig noch harmlos,

Da wird Frauen unterstellt, sie wären *untervögelt*, müssten nur mal wieder *richtig ran genommen werden und in die Schranken gewiesen*, sie seien *unbefriedigte Emanzenschlampen, lesbisch und und und*. Das alles gehört in die Schublade mit der Aufschrift: Nicht so schlimm.
Trotzdem nicht lustig.

Ich habe den Verdacht dass diese Hater einfach Angst vor Frauen haben, die nicht kuschen, die selbstbewusst ihr Leben meistern, die unabhängig sind.

Liebe Hater, Sexisten und sonstige *.....*
Jungs, ganz ehrlich - von solchen wie euch wollten wir noch  nicht einmal, nicht ein einziges Mal, auch noch nicht mal der Gedanke daran entlockt uns auch nur ein kurzes Aufflammen - außer den des Ekels - wenn ihr einer der letzten lebende Männer auf Erden währt. Seid ihr aber nicht. Ich seid einfach nur das Letzte. Egal welche Hautfarbe ihr habt, welche Nationalität, welchen Glauben.
F*ck you? Never! Noch nicht mit einem Ganzkörperkondom.


Samstag, 18. Juni 2016

Umzug. Sonntagsgedanken, 19.06.2016

Es ist kühl. Die Schafskälte hat uns im Griff. Mitte Juni und man braucht ab und zu einen warmen Pullover. Und Gummistiefel. Einen Schirm. Und manchmal auch ein Kanu.
Meine Hausgenossen, meine zwei Kater, kriechen unter die Decke und verschlafen den ganzen Tag. Ich trage dicke Socken.... Mitte Juni.
Seit Wochen regnet es immer wieder und immer wieder zuviel. Kaum kommt die Sonne hinter den Wolken zum Vorschein schon quellen neue Wolken und wenige Stunden später grollen erneut Donner.
Ich weiß schon gar nicht mehr wie viele Ortschaften buchstäblich abgesoffen sind. Es ist anders als bei den früheren Flutkatastrophen. Beim Elbe-Hochwasser war eine Region betroffen, bei den Überflutungen dieses Jahr sind einzelne Ortschaften, verteilt über das ganze Bundesgebiet, betroffen.
Es fing mit Braunbach in BW an - ein kleiner Bach wurde zum reißenden Strom, riss alles mit sich, was sich nicht schnell genug in Sicherheit brachte - die Bilder schockierten.
Dann traf es eine kleine Gemeinde in Bayern, und es hörte nicht auf.
Es kostete Menschenleben, Existenzen sind bedroht, Besitz ruiniert.

Unerträglich, dass es dann sofort wieder besorgte Bürger gab, die sofort riefen: *Wo sind die Politiker? Wo ist der Staat? Aber alles des Flüchtlingen geben!*. Unglücke werden gerne genutzt, um sich ins rechte Licht zu rücken. (Nein, kein Wortspiel.)
Wir erleben einen Klimawandel. Das Klima ist ständig im Wandel. Unleugbar tut die Menschheit das ihrige dazu den Klimawandel voranzutreiben.
Klar: Ein einziger Vulkanausbruch - wie der letzte auf Island als der Feuerberg mit dem unaussprechlichen Namen - wirft mehr *klimaschädliche* Stoffe aus, als der normale Verkehr. Leugnet niemand. Nur: Wir beschleunigen ihn noch. Mit Industrieabgasen, heizen und fahren mit fossilen Brennstoffen, Das Land wird zersiedelt, Waldflächen abgeholzt.
Weltweit.
Natürlich kann man es anders sehen. So wie die AfD. Die sieht ja vieles anders. Und den Klimawandel, bzw. den Einfluss des Menschen darauf, leugnet sie. So wie sie vieles andere leugnet.
Oder behauptet es so nicht behauptet zu haben.
Aushängeschilder dafür sind Frau Storch:
Frauen und Kinder notfalls an der Grenze erschießen - hat sie ja nie so geschrieben, sie sei auf der (Comuter-) Maus ausgerutscht.
Petry, Gauland, Höcke.
Mittlerweile ist ihre Taktik erkannt. Erst einmal provozieren und austesten wie weit man gehen kann, dann notfalls zurückrudern.

Sie erinnern mich an einen Hochwasser führenden Fluss: Schnell, reißend und braun.

Und schon wieder mittendrin.
Umzug.
Die Sonntagsgedanken sind umgezogen. Sie werden nicht mehr auf www.Kokelores.com erscheinen, sondern wurden ausgegliedert.
Der Grund ist ganz einfach. Kokelores wird wieder mehr *privat*. Auch ist es so, dass ich Anfragen für Schreibarbeiten habe. Ich finde einfach, dass Kommerz und  die Sonntagsgedanken nicht zusammen passen.
Ansonsten wird sich nichts ändern.
Feedback wie immer erwünscht. Die Artikel werden auch weiterhin auf der Facebookseite Kokelores erscheinen. Dort darf und kann gerne kommentiert werden.

Bis nächste Woche dann.